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Wasserstoff-Studie für den Kreis Kleve trifft bei Unternehmen auf großes Interesse
Wie kann grüner Wasserstoff im Kreis Kleve erzeugt und genutzt werden? Oder mit anderen Worten: Wie kann ein Hochlauf einer Wasserstoff-Wirtschaft vor Ort gelingen? Mit der Frage beschäftigt sich die jetzt vorliegende Konzeptstudie Wasserstoffregion Kreis Kleve, die im Auftrag der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve und des Kreises Kleve erstellt wurde. Nachdem die Studie jüngst erstmals im Kreisausschuss der Politik vorgestellt worden war, hatte die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve nun zahlreiche Protagonisten der hiesigen Energiewirtschaft ins Bürgerhaus Weeze eingeladen. Im Mittelpunkt des „2. Akteursforum Wasserstoff“ standen die Perspektiven, die sich aus der Studie für die regionalen Unternehmen ergeben.
Landrat Christoph Gerwers unterstrich bei seiner Begrüßung der Teilnehmenden, „welch große Bedeutung dieses Thema hat und welches enorme Potenzial in Wasserstoff als Energieträger der Zukunft steckt“. Mit Blick auf die aktuelle Studie sprach Gerwers von „wertvollen Erkenntnissen für den weiteren Ausbau und die Nutzung von grünem Wasserstoff in unserer Region.“ Der Landrat sehe „nach wie vor eine einmalige Chance, den Kreis Kleve als Vorreiter in der Wasserstoffwirtschaft zu positionieren.“ Gleichzeitig gelte es aber auch, realistisch zu bleiben. „Die Rahmenbedingungen für einen schnellen Ausbau der Wasserstoffwirtschaft haben sich eingetrübt“, sagte Gerwers. Sein Fazit bleibe jedoch: „Es gibt keine Alternative zu Wasserstoff als zentrales Element der Sektorkopplung, wenn wir die Dekarbonisierung unserer Energieversorgung erfolgreich umsetzen wollen.“ Dem konnte Brigitte Jansen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, nur beipflichten. „Deshalb hat das Thema Wasserstoff auch einen festen Platz auf der Agenda der WFG“, sagte sie.
Die „Konzeptstudie Wasserstoffregion Kreis Kleve“ wurde erstellt von DMT EE ENERGY ENGINEERS aus Gelsenkirchen, eine Gesellschaft für Ingenieurdienstleistungen und Beratung. Projektleiter Dr. Frank Koch kam bei der Vorstellung der Studie zu dem Schluss, dass im Kreis Kleve langfristig ein Bedarf von rund 35.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr bestehe. Das entspricht einer Jahresproduktion einer 300-Megawatt-Elektrolyse zur Wasserstoff-Erzeugung – ein durchaus beachtlicher Wert. Im Rahmen der Studie waren auch aktuelle Bedarfe unter den Stakeholdern der Energiewirtschaft im Kreis Kleve abgefragt worden. Dabei zeigte sich bereits jetzt, da die Wasserstoff-Wirtschaft noch nicht angelaufen ist, ein großes Interesse: Allein die Unternehmen, die sich an der Befragung beteiligt haben, würden bei einer Umstellung von fossilen Brennstoffen auf Wasserstoff im industriellen Bereich einen Bedarf von rund 19.100 Tonnen Wasserstoff pro Jahr benötigen – eine Menge, die von einer 130-Megawatt-Elektrolyse erzeugt werden könnte. Was ist aus Sicht der Experten von DMT EE noch zu tun? Dr. Koch empfahl, die bisher geleistete Netzwerk-Arbeit von Kreis Kleve und Kreis-Wirtschaftsförderung fortzusetzen und bei der Initiierung von Projekten der Wasserstofferzeugung und -nutzung sowie dem Aufbau einer Wasserstoffbetreibergesellschaft zu unterstützen. Sinnvoll sei es auch, strategische Partnerschaften mit angrenzenden Regionen für die Schaffung von Synergien bei der Produktion und Nutzung von Wasserstoff aufzubauen. Außerdem sei der Anschluss an das im Aufbau befindliche Wasserstoff-Kernnetz wichtig.
Wie dieser Anschluss gelingen kann, das erfuhren die Protagonisten der hiesigen Energiewirtschaft anschließend von Dr. Marc Fiebrandt und Mikhail Rozycka von Thyssengas. Ihr gemeinsamer Vortrag deckte sowohl die Kostenfrage als auch rechtliche Aspekte ab. Thyssengas wird als einer der großen Fernleitungsnetzbetreiber in den kommenden Jahren das Wasserstoff-Kernnetz in unserer Region aufbauen. Christian Jaffke von der KWS Energy Knowledge eG stellte beim 2. Akteursforum Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Wasserstofftechnologie vor. Die Umstellung auf eine zukünftige Wasserstoff-Wirtschaft erfordert gut ausgebildete Fachkräfte, die mit Wasserstofftechnologien umgehen können.
In einer abschließenden Podiumsdiskussion tauschten sich die Referenten mit Daniel Jepkens von der Regional-Initiative Wind der Bezirksregierung Düsseldorf darüber aus, wie es mit der Wasserstoffwirtschaft weitergeht. Die Bezirksregierung Düsseldorf ist unter anderem zuständig für die Genehmigung von Elektrolyseeinheiten zur Erzeugung von Wasserstoff und spielt somit eine wichtige Rolle beim Aufbau der Wasserstoff-Wirtschaft. Alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren sich einig, dass Wasserstoff in der zukünftigen Energieversorgung eine zentrale Rolle spielen wird, wenngleich die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten für einen schnellen Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft noch angepasst werden müssten.